Wittgenstein: Logisch-Philosophische Abhandlung

Dr. Carlos Zednik

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Sommersemester 2019
Montags 11-13 Uhr, G40B-428

Beschreibung

Ludwig Wittgenstein (1889-1951) gilt als der bedeutendste deutschsprachige Philosoph des 20. Jahrhunderts, bleibt aber dennoch rätselhaft und missverstanden. Geschuldet ist das zum einen seiner notorisch intransparenten Schreibweise, zum anderen dem radikalen philosophischen Wandel zwischen dem "frühen" und dem "späten" Wittgenstein.

Dieses Seminar widmet sich Wittgensteins frühem Hauptwerk, die Logisch-Philosophische Abhandlung (auch bekannt als Tractatus Logico-Philosophicus, kurz "Tractatus"). Anhand von Texten von Frege und Russell wird in den Kontext eingeführt, in dem Wittgenstein mit seinem Tractatus die Probleme der Philosophie "im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben" glaubte. Ein sorgfltiges Lesen dieses Primärtextes sowie der relevanten Sekundärliteratur wird es den Seminarteilnehmern erlauben, über Erfolg und Misserfolg dieses Vorhabens zu urteilen. Im Zuge dessen werden vielfältige philosophische Themen behandelt, wie z.B. das Wesen von Logik, Mathematik, und Sprache, sowie die Natur der Welt, des Denkens und des Philosophierens.

Der LSF-Eintrag dieses Seminars befindet sich hier.


Leistungen und Module

Dieses Seminar kann im BA-PNK auf das Wahlpflichtmodul FT (alt: P8) angerechnet werden (2, 4, oder 6 CP), sowie im MSc-PNK auf das Modul TP. Credit points werden wie folgt vergeben:

Einfürende Zusammenfassungen sollen die wichtigsten Diskussionspunkte voriger Sitzung(en) zusammenfassen, um die Themen der aktuellen Sitzung zu motivieren. Dazu soll ein Handout verteilt werden, sowie innerhalb von ca. 10 Minuten in die Sitzung eingeführt werden. Handout und Einführung sollen Fragen wie die folgenden beantworten: Was waren die wichtigsten Themen und Erkenntnisse der vorigen Sitzung(en)? Welche Begriffe wurden eingeführt? Welche Fragen wurden gestellt bzw. beantwortet? Welche Fragen bleiben unbeantwortet?

Ein Textkommentar soll einen Textauszug aus dem Tractatus kommentieren, indem seine Bedeutung verdeutlicht wird, sowie seine Rolle in Wittgensteins Argumentierung. Mögliche Textauszüge finden sich hier.

Hausarbeiten sollen ein relevantes Thema aus dem Tractatus behandeln. Hausarbeitsthemen können, nach vorheriger Absprache, frei gewählt werden.

Schriftliche Arbeiten sollen im PDF-Format spätestens um 23:59 am Tag der Abgabe an carlos [dot] zednik [at] ovgu [dot] de gesendet werden, und Name sowie Matrikelnummer enthalten.


Literatur

Es empfiehlt sich, eine gedruckte Ausgabe des Tractatus mitzuzühren, z.B. die von Suhrkamp.

Hilfreich ist auch die Hypertext-Ausgabe (Deutsch und Englisch) von Jonathan Laventhol.


Seminarplan

01.04.2019 Einführung

08.04.2019 Frege, G. (1892) "Über Sinn und Bedeutung". Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 100: 25-50.

15.04.2019 Russell, B. (1905) "On Denoting". Mind 14: 479-493. Deutsche Übersetzung online verfügbar hier.

22.04.2019 Fällt aus (Feiertag)

29.04.2019 Tractatus Vorwort, §1 und §2 bis 2.063

06.05.2019 Tractatus §2.1 bis 2.225 und §3 bis 3.1

13.05.2019 Tractatus §3.2 bis 3.5

20.05.2019 Tractatus §4 bis 4.128

27.05.2019 Tractatus §4.2 bis 4.53

03.06.2019 Tractatus §5 bis 5.476

10.06.2019 Fällt aus (Feiertag)

17.06.2019 Tractatus §5.5 bis 5.641

24.06.2019 Tractatus §6 und §7

01.07.2019 Russell, B. "Introduction to the Tractatus".

15.07.2019 Abgabetermin Textkommentare

15.09.2019 Abgabetermin Hausarbeiten


Mögliche Themen für die Textkommentare

§1.1 Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.

§3.01 Die Gesamtheit der wahren Gedanken sind ein Bild der Welt.

§3.11 Wir bentzen das sinnlich wahrnehmbare Zeichen (Laut- oder Schriftzeichen etc.) des Satzes als Projektion der mglichen Sachlage. Die Projektionsmethode ist das Denken des Satz-Sinnes.

§4.113-114 Die Philosophie begrenzt das bestreitbare Gebiet der Naturwissenschaft. Sie soll das Denkbare abgrenzen und damit das Undenkbare.

§5.471-4711 Die allgemeine Satzform ist das Wesen des Satzes. Das Wesen des Satzes angeben heisst, das Wesen aller Beschreibung angeben, also das Wesen der Welt.

§5.5 Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.

§6.53 Die richtige Methode der Philosophie wäre eigentlich die: Nichts zu sagen, als was sich sagen lässt, also Sätze der Naturwissenschaft--also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat--, und dann immer, wen ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachzuweisen, dass er gewissen Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat.